Retaildesignpost sprach mit Jutta Blocher, Head of Interior-Design, beim Architektur-
und Designbüro Blocher Blocher Partners (Stuttgart), über den von Blocher Blocher inszenierten neuen Engelhorn Bike- und Skaterstore in Mannheim.
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| Jutta Blocher. Foto: Blocher |
RDP:
Die neue Bike- und Skaterabteilung im Untergeschoss des Sporthauses
an
den
Kapuzinerplanken in Mannheim stellt einen weiteren Schritt in der
Erfolgsgeschichte
der Unternehmensgruppe Engelhorn dar. Sie haben das Store
Design
der neuen Abteilung konzipiert. Welche Idee steckt hinter dem
Konzept?
Jutta
Blocher: Engelhorn war es wichtig mit der neuen Bike- und
Skaterabteilung
besonders
Profis und Radsportbegeisterte anzusprechen. Wir haben dies in eine
sinnliche
Erfahrungswelt übersetzt, unter anderem um das Erlebnis vor Ort von
der
anonymen Welt des Onlineshoppings abzugrenzen. Auch wenn das Wort oft
überstrapaziert
wird, trifft es hier doch zu: Die Verkaufsfläche vermittelt
Authentizität
- und damit die Fachkompetenz Engelhorns.
RDP:
Was
macht dieses Konzept so besonders, so einmalig?
Jutta
Blocher: Das
Besondere ist die Umsetzung der Faszination Radsport in die
Dreidimensionalität–
unter anderem durch das Formen- und Farbkonzept sowie durch
Details, etwa abgehängten Radtrikots. Zudem illustriert das Innenarchitektur-Konzept
den allgegenwärtigen Community-Gedanken…
RDP:…
was darf man darunter verstehen?
Jutta
Blocher:
Beispielsweise lädt die Bar „Gipfelkette“ die Community dazu
ein, sich zu
treffen
und auszutauschen. Am großen Tisch vor der Bar können
Fachzeitschriften
durchgeblättert, Gespräche vertieft, Liveübertragungen
geschaut
oder Rennen organisiert werden. Interessierte können auch an den
wöchentlich
stattfindenden Radtreffs und Ausfahrten teilnehmen.
RDP:
Betrachtet
man die neue Abteilung bei Engelhorn Sports, so wirkt sie als
befände
man sich in einer Luxusboutique oder einem Juwelierladen, in denen
erlesene
Designerstücke angeboten würden und Fahrradliebhaber sowie
„Radsportverrückte“
so voll auf ihre Kosten kämen. Sieht so Ihrer Meinung nach
die
Zukunft des Bikehandels aus?
Jutta
Blocher: Für
den Einzelhandel allgemein gilt, dass er sich profilieren muss. Ob
das
Storedesign
besonders edel ist oder Vintage-Charme ausstrahlt, hat mit der
Dachmarke
und der Zielgruppe zu tun. Ein guter Laden muss auf jeden Fall ein
Lieblingsort
sein, an den man immer wieder zurückkehren möchte. Das haben
wir
bei Engelhorn Sports mit unserem Konzept definitiv erreicht, indem
wir den
Profisport
mit einem hochwertigen Design in Szene setzten.
RDP:
Für
die Präsentation der Räder haben Sie unter anderem eine flexible
Schienenkonstruktion
eigens entwickelt, auf der die Bikes, so heißt es,
„scheinbar
in der Luft schweben“. Es sollte also, auch was die
Präsentationssysteme
angeht, nichts von der Stange kommen, sondern auch hier die
Einzigartigkeit des Stores widergespiegelt werden?
Jutta
Blocher: Es
gab auf dem Markt einfach kein Präsentationssystem, das unserer Meinung
nach Fahrräder ins perfekte Licht rücken konnte. Da lag es nur
nahe, selbst
die richtige Lösung zu entwickeln. Maßgeschneiderte Konzepte sind
schließlich ein
Qualitätsmerkmal.
RDP:
Bleiben
wir noch kurz bei den Materialien. Welche haben Sie noch eingesetzt?
Jutta
Blocher: Hauptsächlich
klare, „ehrliche“ Materialien wie Holz, Estrich, Schwarzstahl
oder
Metallgewebe.
RDP:
Welche
Rolle spielten dabei die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit?
Jutta
Blocher: Das
Design ist hochwertig und hat dadurch eine möglichst lange
Halbwertszeit.
Es spiegelt keine kurzfristigen Trends, sondern eher einen
Lifestyle
wider, der die nächsten Jahre sicher überdauern wird. Die
Materialien
selbst
sind selbstredend Natur verträglich.
RDP:
Wie
hat man es bei diesem spannenden Projekt erreicht, Store-Design und
Visual
Merchandising miteinander zu verbinden, beide Disziplinen zu einer
Einheit verschmelzen zu lassen?
Jutta
Blocher: Die
Verbindung beginnt mit der Struktur unseres Büros, in dem wir neben
Architekten
und Innenarchitekten unter anderem auch Grafiker und Visual
Merchandiser
beschäftigen. Die verschiedenen Disziplinen greifen wie
Zahnräder
passgenau ineinander, sodass wir unseren Kunden ganzheitliche
Leistungen
aus einer Hand anbieten können. Auch in diesem Falle wurden die
Visual
Merchandiser früh in den Planungsprozess mit eingebunden, um die
Warenpräsentation
auf das Store Design abzustimmen.
RDP:
Apropos
Abstimmen:
Wie
hat man es geschafft, die Themen Biking und Skating unter einen Hut
zu bringen?
Jutta
Blocher: Durch
unser Store-Design ist das Thema Skating ja bereits formal
abgegrenzt,
etwa durch verschiedene Materialien oder die großflächigen
Bildmotive.
Daran knüpfte unsere Kreativagentur Blocher Blocher View mit
dem
Visual Merchandising an. Im Radsportbereich haben wir auf eine
funktionale
Präsentation
geachtet, stellen Produktdetails heraus und zeigen die Ware in
größerem
Volumen und mit allen Sortiments-Facetten. In der der Skaterabteilung
indes
vermitteln wir mit verschiedenen Falt- und Hängetechniken den
lässigen
Lifestyle-Gedanken
der Sportart. Auch im Cross Merchandising konnten wir uns
hier
austoben.
RDP:
Mit
welchen Blickfängen wurde im Visual Merchandising
gearbeitet,
um bei den Kunden Emotionen zu wecken?
Jutta
Blocher: Die
tollen Bikes sind ja an sich schon Blickfänge, die die
interessierten
Kunden
auf jeden Fall begeistern. Wir haben diesen Fakt herausgearbeitet,
indem
wir einzelne Fahrräder von der Decke herabgehängt haben. Außerdem
platzierten
wir Ausstellungsstücke mit passenden Accessoires auf den
Präsentationstischen.
Dadurch werden die Räder aus der reinen Präsentation
herausgehoben
und Teil der emotionalen Inszenierung des Stores. Zugleich
unterstreichen
wir so die Kompetenz Engelhorns auf einer weiteren, subtilen
Ebene.
RDP:
Welche
Technologien wurden am PoS eingesetzt?
Jutta
Blocher: Über
der Kasse, an der Bar und im Skaterbereich haben wir Bildschirme
installiert,
auf denen etwa Liveübertragungen von Radrennen gezeigt werden.
Zum
exquisiten Service gehört unter anderem das sogenannte „Trek
Project
One“
– hier können sich die Kunden vom Rahmen bis zu allen Anbauteilen
individuell
das perfekte Rad zusammenstellen lassen. Außerdem wird es ein
computergesteuertes
Bike Fitting-Messsystem geben für die optimale
Anpassung
der Räder an die Sportler.
RDP:
Frau Blocher, vielen Dank für dieses Gespräch.
Kurzvita:
Jutta
Blocher lebt
und arbeitet in Stuttgart. Nach dem Studium der Innenarchitektur war
sie zunächst für verschiedene Unternehmen tätig. 1989 gründete
sie mit ihrem Mann Dieter Blocher das auf ganzheitliche
Projektentwicklung spezialisierte Architektur- und Designbüro
Blocher Blocher Partners, das an den Standorten Stuttgart, Mannheim
und Neu-Delhi heute 150 Mitarbeiter beschäftigt. In ihrer Funktion
als Head of Interior Design ist Jutta Blocher u. a. für Klienten aus
dem Bereich des erlebnisorientierten Einzelhandels verantwortlich,
darunter Holy, Hugo Boss, Betty Barclay sowie für das Stuttgarter
Unternehmen Breuninger und die Mannheimer engelhorn Gruppe.

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